In Fonds anlegen
Fonds verstehen und gezielt auswählen
06.04.2022 • 7 Minuten Lesezeit
Inhalt
- Bei einem Fonds investieren Sie gemeinsam mit zahlreichen weiteren Anleger:innen und Geldgebern in einen oder mehrere Anlagewerte, z.B. Immobilien oder Aktien.
- Die Zahl dieser Anlagewerte ist je nach Fonds unterschiedlich – je mehr unterschiedliche Werte im Fonds enthalten sind, desto besser können die einzelnen Anlagerisiken gestreut und somit gesenkt werden.
- Nicht alle Fonds sind deshalb aber risikoarm: Investiert ein Fonds z.B. in mehrere Wertpapiere aus der gleichen Branche oder Industrie, kann sich ein einzelnes Ereignis auf alle enthaltenen Werte negativ auswirken.
- Je höher die Renditeerwartung eines Fonds ausfällt, desto größer sind meist auch die damit einhergehenden Risiken.
- Ein Fondssparplan ermöglicht es Ihnen, statt einem großen Betrag auch regelmäßig kleinere Summen einzuzahlen – oder die beiden Optionen miteinander zu kombinieren.
Das Kapital oder Sparguthaben in Fonds anzulegen, erscheint vielen Anlegenden heute als Ausweg aus der Niedrigzinsfalle. Denn mit Sparbuch und Co. ist nichts mehr zu holen; im Gegenteil – die Inflation entwertet das Guthaben unaufhörlich. Und ein Ende der Zeiten von Null- oder gar Negativzinsen ist nach der Corona-Krise erst recht nicht in Sicht.
Wer auf solide Geldanlagen mit überschaubarem Risiko aus ist, muss sich heutzutage an andere Anlageformen herantrauen. Investmentfonds sind da eine gute Wahl: Sie bündeln mehrere Anlagen und verteilen so das Risiko besser. Man kann bereits mit wenig Geld einsteigen, und in der breiten Auswahl von Fondstypen kann jeder Anlegende etwas passendes finden.
Genau dabei möchte ich Ihnen helfen. Ich stelle Ihnen die gängigsten Fondstypen vor und zeige Ihnen, für welche Anlageinteressen sie sich eignen. Danach gehe ich auf die Frage ein, wie Sie den oder die passenden Fonds als Geldanlage für sich finden. Sie lernen einige Auswahlkriterien kennen und können Ihre Vorstellungen einem kleinen „Stresstest" unterziehen. Zum Abschluss spreche ich dann über drei wichtige Fragen, mit deren Hilfe Sie das weite Feld der Möglichkeiten ganz nach Ihren persönlichen Bedürfnissen eingrenzen können.
Was sind Fonds?
Ein Investmentfonds lässt sich mit einem großen Topf vergleichen, in den zum Teil viele tausend Anlegende einen Teil ihres Kapitals einlegen. Die so gebündelten Mittel werden von professionellen Fondsmanagern in mehrere, einzelne Vermögenswerte investiert. Dies können z.B. Aktien, Renten, Derivate oder Bankguthaben sein, aber auch Grundstücks-, Immobilienbeteiligungen und andere unbewegliche Vermögenswerte.
Je nach Fonds kann die Zahl der Einzelinvestitionen sehr stark variieren. Dies dient der Streuung des Risikos, fachsprachlich Diversifikation genannt. Einzelne Anlagen, die sich weniger gut entwickeln, können so aufgefangen werden und belasten die Gesamtentwicklung damit nur anteilig. Damit Fondsmanager nicht zu Lasten der Anlegenden handeln, sind Investmentfonds gesetzlich streng reguliert und unterliegen verschiedenen, vorgeschriebenen Kontrollmechanismen.
In Fonds investieren
Welche Fondstypen gibt es?
Für viele private Anlegende aber sind Aktienfonds die Nummer eins, wie auch die Grafik unten zeigt. Dies liegt vor allem an ihrer Bekanntheit und den hohen Renditeerwartungen, die oft damit verbunden werden. Sie sind allerdings auch weitaus risikobehafteter als z. B. Immobilienfonds dabei ist das Risiko dank der Diversifikation immer noch geringer als bei direkten Aktieninvestments.
Fondstypen nach Volumen in Mrd. Euro (Deutschland)
Fonds im Vergleich
Welche Fonds eignen sich als Geldanlage am besten?
(1) Das Risikoprofil
Die gute Nachricht ist, dass es Fondsprodukte gibt, die nur geringe Risiken beinhalten, aber durchaus zuverlässig eine gewisse Wertentwicklung zeigen – zum Beispiel gut bewertete Renten- und Offene Immobilienfonds, die schon lange Zeit am Markt sind und sich auf Wertstabilität fokussieren statt auf Performance.
(2) Der Affinitätsfaktor
Andere setzen – zumindest mit einem Teil ihrer Anlagen bewusst auf bequeme, leicht verständliche Lösungen wie z. B. Offene Immobilienfonds. Man benötigt keinerlei Vorwissen und kann sich bei der Auswahl an ein paar einfachen Eckdaten orientieren wie der Gesamtlaufzeit (wie lange existiert der Fonds schon, ohne geschlossen worden zu sein?) oder dem Scope Rating. Immobilien stellen eine Anlage dar, zu der man sich emotional hingezogen fühlen kann. Sie sind etwas Substanzielles und Beständiges.
Ein wichtiger Teil dieser Affinität sind natürlich auch die Anlagemotive. Wer einfach nur mal ausprobieren möchte, wie weit er mit seinem frei verfügbaren Geld kommt, wird völlig anders an das Thema herangehen als jemand, der für seine Kinder oder Enkel spart, oder ein erfahrener Hobby-Professional, der im Aktienmarkt seit Jahren aktiv ist.
(3) Spezifische Merkmale
- Diversifikation: Das Portfolio eines Fonds ist im Vergleich zur Einzelanlage deutlich breiter gestreut, was das Anlagerisiko senkt.
- Transparenz: Fondsgesellschaften sind gesetzlich verpflichtet, Halbjahres- und Jahresberichte sowie die täglichen Fondsanteilspreise zu veröffentlichen.
- Flexibilität: Fondsanteile können grundsätzlich börsentäglich gekauft und verkauft werden. Damit sind sowohl Einmalanlagen als auch Sparpläne möglich.
- Sicherheit: Das Fondsvermögen wird in der Regel aus Sondervermögen ausgewiesen und ist daher auch bei Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt.
(4) Thesaurierende und ausschüttende Fonds
- Bei ausschüttenden Fonds erhalten die Fonds-Anteilseigner Erträge aus Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen, die in der Regel einmal im Jahr ausgeschüttet werden. Über die ausgeschütteten Erträge kann jeder Anteilseigner nach der Versteuerung frei verfügen.
- Thesaurierende Fonds reinvestieren sämtliche Erträge wieder in Fonds und tragen so zur Wertsteigerung des Fonds bei. Der Anlegende kann somit vom Zinseszinseffekt profitieren.
(5) Sparen, Anlegen ... oder beides?
Häufig macht es Sinn, auf eine Kombination aus beidem zu setzen. Das ist z.B. der Fall, wenn Sie von Festgeld zu Offenen Immobilienfonds wechseln wollen, die erzielte Summe per einmaliger Anlage investieren und zusätzlich per Fondssparplan monatlich weiter einzahlen möchten.
Gut anlegen, ruhiger schlafen – der Stresstest für Ihre Fondsanlage
Wertschwankungen? Sie mögen keine Kurse, die aussehen wie der Bauplan für eine Achterbahn? Dann schauen Sie sich historische Kursverläufe mehrerer Fonds aus der Kategorie an, in die Sie investieren möchten: Sie sagen nichts über die Zukunft aus, wohl aber über typisches Verhalten.
Wechselkurse? Nur bei Fonds, die in Euro abgerechnet werden, sind Sie sicher, dass Ihre Zahlen auch deren Zahlen sind. Investments in Fremdwährung können reizvoll sein, aber auch unnötige Verluste erzeugen, wenn Sie im falschen Moment verkaufen (müssen).
Wertstabilität? Die Inflation knabbert auch an Geldanlagen. Natürlich weiß niemand, was die Zukunft bringt. Aber Fonds, deren Netto-Rendite schon in der Vergangenheit zu oft unter der Inflationsmarke lag, sind wahrscheinlich keine erste Wahl.
Wie finde ich den Fonds für meine Geldanlage?
Welche Ziele habe ich?
Wieviel Zeit habe ich?
- Immer noch so lange wie möglich: Fünf Jahre werden oft als Untergrenze für eine einigermaßen aussichtsreiche Geldanlage angesehen.
- Beachten Sie mögliche Fristen. So gibt es z. B. bei Offenen Immobilienfonds eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren.
- Falls ein höheres Risiko Sie nicht stört, sollten Sie dennoch über eine Ablaufstrategie nachdenken (siehe Kasten).
Ablaufstrategie – Sinn und Methode
Hier hilft die Ablaufstrategie, Verlusten vorzubeugen. Das angelegte Kapital wird stufenweise in wertstabile Anlageformen umgeschichtet. Zeitraum und Aufteilung hängen von der Summe und der Laufzeit der Anlage ab:
- Bei zehn Jahren Laufzeit oder mehr kann man schon ein Jahr vor Ablauf anfangen. Bei mittelfristigen Anlagen mit vier Jahren Laufzeit wird man eher ein halbes Jahr oder weniger dafür verwenden.
- Große Anlagesummen würde man 8/8teln oder sogar 10/10teln umschichten. Bei deutlich kleineren Summen reichen vier oder auch nur drei Schritte.
In Fonds anlegen: In jeden Fall sinnvoll
Mit dem nächsten Schritt sind Sie dann vielleicht schon am Ziel: Sie suchen bei Ratingagenturen nach gut bewerteten Titeln und vergleichen die Kosten. So finden Sie leicht einen oder mehrere Fonds, die ihren Ansprüchen genügen. Sollten Sie darüber hinaus noch an Offenen Immobilienfonds oder einem Fondssparplan Interesse haben, folgen Sie einfach den Links: Dort finden Sie zu diesen Themen weitere Beiträge von mir.
Über den Autor
Mein Wunsch ist es, Sie mit profundem Wissen auszustatten. Das Thema „Finanzielle Allgemeinbildung“ ist seit vielen Jahren etwas, wofür ich mich tatkräftig engagiere. Das Ziel ist es, dass Sie am Ende eigenständig die richtige finanzielle Entscheidung für Ihr Leben treffen können.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!